Unsere Lesetipps – Sommer 2023

Tipp von Christine Burlet, Leiterin Mediothek Lachen
«Going Zero» von Anthony McCarten

Der amerikanische Social-Media-Mogul und Multimilliardär Cy Baxter geht mit der amerikanischen Regierung eine Wette ein: Zehn Menschen sollen sich unter dem Radar seiner Suchdienste verstecken. Wem es gelingt, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, dem winken 3 Millionen Dollar Belohnung. Bleibt kein Proband unentdeckt, erhält Baxters Unternehmen von der Regierung einen milliardenschweren Auftrag, um die Geheimdienste zu unterstützen. 

Der neuseeländische Autor betreibt ein Versteckspiel mit überraschenden Twists. Witzig zunächst, welche Versteckstrategien die 10 Probanden anwenden, von naiv bis ausgeklügelt, und woran sie dann doch scheitern. Am besten schlägt sich, zur grossen Überraschung Baxters, eine junge Bibliothekarin aus Boston, ein «schlichtes Gemüt und Musterbeispiel eines einfältigen Menschen, der immer noch glaubt, alles, was er auf dieser Welt tut, sei seine Privatsache». Wie man sich doch täuschen kann: Kaitlyn Day geht es um viel mehr als die 3 Millionen Belohnung und sie erweist sich als ebenbürtige Gegnerin.

McCartens Politthriller lehrt uns eine Menge über die Überwachnungsmaschinerie des Internets und wirft die Frage auf, wie weit eine Regierung gehen darf, um damit Verbrechen zu verhindern. Wann haben Sie das letzte Mal beim Surfen auf «Cookies akzeptieren» geklickt?
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Kinderbuch-Tipp von Magdalena Forno, Nutzerin Mediothek Lachen (8 Jahre)
«Uma und die geheime Superkraft» von Lena Hach

Uma hat ein Problem: sie wird ständig unsichtbar. Wackelnde Ohren, kribbelnde Nase – piff paff – unsichtbar! Und wenn das passiert, dann wird sie von ihrer Familie auch schon mal an der Tankstelle vergessen. Das findet Uma ganz schön blöd. Jedenfalls bis ihr klar wird, dass diese Schwäche eigentlich eine Superkraft ist. Wenn man nicht gesehen wird, dann kann man es nämlich auch nicht gewesen sein. Zum Beispiel, wenn man ein Stück Torte stibitzen möchte. Und wenn man so viel Erfahrung mit dem Nicht-Gesehen-Werden hat wie Uma, kann man auch lernen, was man machen muss, um ganz sicher gesehen und gehört zu werden! Diese Geschichte ist lustig und leicht zu lesen, auch wenn man noch nicht gerne viel Text liest, und es gibt jede Menge anschauliche Bilder. Uma macht einfach Mut!
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Tipp von Lilian Reichmuth, Ausleihteam Mediothek Lachen
«Berghau» von Angelika Waldis

Ein schmales Büchlein, dass pointiert und mit Wortspielen existenzielle Situationen beschreibt. So wird zum Beispiel die Situation, in der ein Paar auf seiner Wanderung durch einen Felssturz vom Weg abgeschnitten wird, wie folgt beschrieben: «Da sind wir wieder, der Weg ist weg! Weg ist der Weg und weg die halbe Welt.»

Durch den Felssturz treibt es zehn Menschen, die sich nicht kennen, in die Berghütte «Berghau». Sie müssen drei Tage auf Hilfe warten. Die Gegensätze der Menschen könnten grösser nicht sein. Durch die Not wird das Innerste nach aussen gekehrt. Eine spannende Lektüre!
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Tipp von Heike Kuhn, Ausleihteam Mediothek Lachen
«Koller» von Annika Büsing

Koller ist keine Liebesgeschichte, aber eine Geschichte über Liebe: Über die Liebe zu einem neuen Partner, die unsicher und verletzlich ist, und über die Liebe zur Familie, die auch alles andere als einfach ist. Kompromisslos direkt, knapp, humorvoll und mit schlichten, aber einfühlsamen Worten führt Annika Büsing die Hauptfiguren auf einem Roadtrip quer durch Deutschland – und durch die Höhen und Tiefen ihrer Suche nach Zugehörigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung. Nach ihrem tollen ersten Buch «Nordstadt» hat die Autorin in ihrem zweiten Buch noch einmal an Sprachgewandtheit zugelegt. Das Buch hat mich berührt und mich zum Lachen gebracht, und einige der Sätze möchte ich mir am liebsten einrahmen und an die Wand hängen.
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Tipp von Christine Burlet, Leiterin Mediothek Lachen
«Vor mir wird es Morgen» von Kathrin Burger

«Es ist nur so, dass sich mein altes Leben gerade aus dem Staub macht. Es schleicht sich einfach davon. Das Ansehen, das Aussehen, das Auftreten. Alles nicht mehr wichtig, nicht mehr gefragt. Die Vorsilben blättern ab wie alter Verputz. Was sehe ich, wenn ich nicht mehr aussehe? Wo trete ich hin, wenn ich nicht mehr auftrete?» Nach der Pensionierung blickt die Autorin auf ihr Leben zurück: die langen Jahre als Lehrerin am Gymnasium, die Kindheit in einer Villa mit Park, die bewegten Jugendjahre, die wechselnden Herausforderungen als Mutter und Berufsfrau. Präzis, zart, unprätentiös, aber sehr sprachgewandt: die Schweizer Autorin Kathrin Burger hat aus ihren Erinnerungen einen autobiographischen Text gewoben, den ich mit grossem Genuss gelesen habe.
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