Unsere Lesetipps – Februar 2025

Viel Spannung und viel Beklemmendes gibt es zu entdecken unter unseren aktuellen Lesetipps, aber auch Fantasie- und Gefühlvolles. Draussen immer noch nasskaltgrau? Pillepalle im Vergleich zu den Dramen, die in unseren Tipps geschehen.

Tipp von Heike Kuhn, Team Mediothek
«Weiter nach Osten» von Maylis de Kerangal
Zwei Menschen treffen in der transsibirischen Eisenbahn aufeinander: Aljoscha, ein russischer Zwangsrekrut mit dem verzweifelten Plan zu desertieren. Und die Französin Hélène, die auf ihre eigene Art auf der Flucht ist. Inmitten der Weite Sibiriens und der Enge der Eisenbahnwaggons wird sie zu seiner Komplizin. Dabei sprechen sie keine gemeinsame Sprache, und es vereint sie lediglich, dass sie beide nicht wissen, wohin.

Beklemmend, einfühlsam, hoffnungsvoll, spannend. All diese Adjektive beschreiben dieses kleine Büchlein mit nur 90 Seiten, das die Leserinnen und Leserauf eine weite Reise mitnimmt: quer durch Russland und tief hinein in das Leben zweier Menschen.
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Tipp von Christine Burlet, Team Mediothek
«Sag mir, was ich bin» von Una Mannion 
Ruby Chevalier wächst mit ihrem Vater in Vermont in ländlicher Abgeschiedenheit auf. Sie lernt schnell, die Launen ihres Vaters zu lesen und seinem unerbittlichen Zorn auszuweichen. An ihre frühe Kindheit bei ihrer Mutter in Philadelphia erinnert sie sich nicht mehr. Bis ihr eine Botschaft ihrer bisher unbekannten Tante Nessa in die Hände kommt. Nessa ist die Schwester von Rubys psychisch labiler Mutter, die vor Jahren spurlos verschwand. Was ist passiert? Der Roman von Una Mannion erzeugt eine bedrohliche, spannungsgeladene Stimmung, die einem mit bangem Herzen mit Ruby mitfiebern lässt.
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Tipp von Urs Schütz, Nutzer Mediothek
“Trachselwald” von Peter Beutler
Kriminalroman oder ein Buch über Verdingkinder? Beides – ineinander verwoben!

Einem angesehenen Fabrikbesitzer im Emmental wird eines Morgens die Kehle durchschnitten. Neben der Leiche findet sich ein Schweizer Sackmesser: Schnell schliesst der Landjäger, dass ein Verdingbub der Mörder sein muss. Staatsanwalt Weber gräbt aber etwas tiefer und findet schliesslich eine skandalöse, menschenverachtende Geschichte um Verdingkinder, Ausbeutung und Klüngelei von Gemeindebehörden und Vormundschaft, inklusive eines überraschenden Schlusses.

Wie bei Beutler üblich, beruht der Roman auf einer wahren Begebenheit. Bis Mitte der 1970er Jahre wurden Kinder und Jugendliche den «fürsorgerischen Zwangsmassnahmen» unterworfen. Beutler versucht nun in diesem Roman die grausame Realität der damaligen Zeit abzubilden. Nicht immer einfach zu lesen – aber lesenswert!
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Bilderbuch-Tipp von Heike Kuhn, Team Mediothek
„Was ist denn hier passiert?” von Julia Neuhaus und Till Penzek
Was haben die Enten im Teich mit den Beatles zu tun? Wieso schwebt der Hund plötzlich in der Luft?

Die Bilder in diesem Buch laden die ganze Familie ein, zu rätseln und sich selbst die verrücktesten Geschichten zu den gezeigten Situationen zu überlegen. Über die QR-Codes auf jeder Seite kommt man zu kurzen, originellen Filmen, die dann zeigen, wie es wirklich dazu kam. Eine neue, sehr lustige und kreative Art, zusammen ein Bilderbuch anzusehen – und dazu noch schön illustriert! 
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Tipp von Christine Burlet, Team Mediothek
«Wackelkontakt» von Wolf Haas
Ein Roman wie eine flackernde Lampe: «Wackelkontakt» erzählt zwei zunächst völlig unabhängig scheinende Geschichten und kippt dabei mit wachsender Kadenz von der einen in die andere. Da ist einerseits der etwas einsame, etwas schrullige Trauerredner Franz Escher, der auf den Elektriker wartet. Und andererseits ist da Elio Russo, der nach seiner Aussage gegen die Mafia in einem Zeugenschutzprogramm ein neues Leben beginnt. Doch die Lesenden und bald auch die Figuren merken: da gehört doch was zusammen. Wie sich die zwei Stränge immer enger ineinander verdrehen und wie sich das Ganze mit einem überraschenden Schlussknall auflöst, ist ein toller und spannender Lesespass.
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Tipp von Heike Kuhn, Team Mediothek
 «Zwei Leben» von Ewald Arenz
Die junge Roberta und die Pfarrersfrau Gertrud leben in einem Dorf in Süddeutschland im Jahr 1971. Innerhalb der Enge des Dorflebens voll sozialer Konventionen suchen sie beide nach einem selbstbestimmten Leben, sind aber auch geprägt von Zugehörigkeits- und Pflichtgefühl. Und von ihrer Liebe zu Wilhelm – die eine als Partnerin, die andere als Mutter.

«Zwei Leben» ist ein feinfühliges Buch, manchmal etwas sentimental, aber voll lebendiger, atmosphärischer Beschreibungen und gut ausgeleuchteter Charaktere.
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