Tipp von Heike Kuhn, Team Mediothek
«Fluchtnovelle» von Thomas Strässle
1965 lernen sich eine Studentin aus der DDR und ein Student aus der Schweiz kennen. Sie verlieben sich ineinander und wollen ihr Leben zusammen verbringen – im Westen. Da es keine legale Lösung gibt, schmieden sie einen verzweifelten, aber genialen Plan, gemeinsam den Eisernen Vorhang zu überwinden.
Berührender Liebesroman, spannender Politthriller und informatives Zeitdokument: Dieses dünne Buch schafft es auf wenigen Seiten, das alles zu sein. Eine wahre Geschichte, die noch gar nicht so lange zurückliegt und mir sehr nahe gegangen ist.
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Tipp von Christine Burlet, Team Mediothek
«Das Gemälde» von Geraldine Brooks
Kentucky, 1850: Der versklavte Junge Jarret schliesst ein Band der Freundschaft mit einem Fohlen, das zum bekanntesten Rennpferd seiner Ära werden wird. Als Groom begleitet er den Hengst auf die Rennbahnen, bringt ihn unversehrt durch die Wirren des Bürgerkrieges und hegt ihn während dessen goldener Jahre als Deckhengst. Das Pferd, Lexington, ist historisch belegt, sein Groom Jarret ist eine fiktive Figur. Tatsache ist aber, dass damals zahlreiche Schwarze als Trainer und Jockeys arbeiteten und die amerikanische Vollblutzucht prägten.
Washington D.C. 2019: Genau dieser oft vergessenen Bedeutung schwarzer Horsemanship forscht der amerikanisch-nigerianische Kunsthistoriker Theo nach. Dies zusammen mit Jess, die im Auftrag des Smithsonian Instituts die Knochen Lexingtons untersucht. Hinweise finden die beiden auch in einem bisher verschollenen Gemälde, das Pferd und Groom detailgetreu abbildet. Der kraftvolle Roman fesselt mit einer gelungenen Mischung aus historischen Fakten und Fiktion, und prangert nebenbei den auch heute noch alltäglichen Rassismus an.
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Tipp von Lilian Reichmuth, ehemals Team Mediothek
“Fast wie ein Bruder” von Claude Sulzer
Frank und der Ich-Erzähler wachsen in den Siebzigerjahren im Ruhrgebiet Tür an Tür wie zwei Brüder auf. In der Pubertät trennen sich ihre Wege. Frank ist homosexuell und lebt als Künstler in New York. Er malt wie besessen und schafft es trotzdem nicht, bekannt zu werden. Der Erzähler macht Filme. Obwohl sie in der Jugend unzertrennlich waren, kreuzten sich ihre Wege nur noch selten. Erst als Frank unheilbar an AIDS erkrankt meldet er sich. Es ist ihr letztes Treffen. Der Erzähler erhält aus dem Nachlass alle Bilder. Er lagert sie in einem Schuppen, ohne sie auch nur einmal anzuschauen. Auf einmal verschwinden diese Bilder und jetzt interessiert sich der Erzähler, fast 20 Jahre später, für das Werk von Frank. In einer Galerie tauchen sie wieder auf, die Ausstellung wird ein grosser Erfolg. Alain Claude Sulzer beschreibt meisterhaft, wie wir mit unserer Wahrnehmung und Vergangenheit umgehen und wie Eindrücke zu Bildern werden. Was ist Realität? Was ist Interpretation?
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Tipp von Christine Burlet, Team Mediothek
„Halbe Leben” von Susanne Gregor
Die Slowakin Paulina wird von der österreichischen Architektin Klara angeheuert, um ihre kranke Mutter zu pflegen. Während dieser Zeit muss Paulina ihre eigenen Söhne zu Hause bei der Schwiegermutter lassen. Das Arrangement scheint zunächst prima zu funktionieren, in Klaras Augen ist Paulina rasch zu einer Freundin der Familie geworden. Abwechselnd aus den Perspektiven der zwei Frauen erzählend entlarvt Susanne Gregor die soziale Kluft zwischen den zwei Frauen, die am Ende in eine Katastrophe mündet.
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Bilderbuch-Tipp von Christine Burlet, Team Mediothek
«Herr Elch und sein Bücherbus» von Inga Moore
An dem wunderbar detailreich gezeichneten und im besten Sinne altmodischen Bilderbuch kann man sich fast nicht sattsehen. Die britische Illustratorin Inga Moore erzählt die Geschichte von Herrn Elch, der seiner Familie jeden Abend eine Geschichte erzählt. Doch eines Abends fällt ihm keine mehr ein. Was er braucht, ist ein Vorlesebuch, am besten sogar eine ganze Bibliothek! Mit der Hilfe seiner Familie und von Freunden baut Herr Elch einen Bus vom Schrottplatz zu einem Bücherbus um, an dem sich schon bald das ganze Dorf erfreut.
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